Montag, 9. November 2015

Das wird schon!

Man kennt das: Es gibt Zeiten, da läuft es irgendwie nicht so ganz rund. Man ist unzufrieden. Mit sich selbst, mit seinem Umfeld mit seinem Leben – man hat sich das irgendwie mal alles ganz anders vorgestellt. Man ist ein kleines bisschen desillusioniert.

Der Mensch als soziales Wesen belässt es meist nicht beim drüber nachdenken. Nein, er muss darüber reden, sich mit jemanden darüber austauschen – in der vagen Hoffnung, dass dann alles besser wird oder dass sich zumindest irgendwo ein Fenster öffnet. Doch am Ende, wenn man sein ganzes Herz ausgeschüttet hat und nach einem langen Monolog kaum noch sprechen mag, bekommt man diese eine Antwort: "Ach komm, das wird schon."



Das wird schon? Wie bitte? Das soll die Lösung all meiner Ängste, Sorgen und Probleme sein? Es werden lassen?

Gut, was soll man da auch zunächst besseres antworten, könnte man jetzt fairerweise sagen. "Das wird schon" passt doch eigentlich immer ganz gut, oder!? Mit diesem Ratschlag lehnt man sich zumindest nicht all zu weit aus dem Fenster. Eigentlich lehnt man sich damit nirgendwohin.

Und genau das ist das Problem: es führt nirgendwohin. Etwas werden lassen macht mich passiv. Ich warte ab. Ich warte auf bessere Zeiten, auf Lösungen, auf gute Laune, auf den nächsten Tatort-Sonntag. Ich warte auf alles mögliche. Aber es führt zu nichts. Am Ende der ganzen Warterei bin ich so schlau wie vorher – und genauso unzufrieden.

Versteht mich nicht falsch. Ich bin bei weitem kein Freund von planlosem Aktionismus. Ich stürze mich selten Hals über Kopf in das nächstbeste Abenteuer. Nein, bevor ich etwas unternehme denke ich nach. Sehr viel sogar und bisweilen auch ein bisschen zu viel. Manchmal sogar bis mir geradezu schwindelig davon wird. An dem Punkt möchte ich dann gerne aufhören zu denken und einfach mal ... ja, was eigentlich? Dem Ratschlag folgen und "es einfach mal werden lassen"? Schauen was passiert, so ganz von alleine? Klingt doch ganz verlockend. Man muss nichts tun und Simsalabim, löst sich alles von ganz alleine auf. Perfekt!


Aber so läuft das leider – oder sogar Gott sei Dank – nicht. Es passiert schlichtweg nichts von alleine. Wir müssen uns bewegen, damit wir aus unserer Misere herauskommen. Da klopft einfach niemand an die Tür und sagt: "Prima, dass du so wunderbar lange abgewartet hast. Jetzt ist alles wieder gut." Das klingt so dermaßen absurd, dass man meinen möchte, dass doch niemand ernsthaft so denken kann. Aber mal ehrlich: Genau das machen wir doch alle. Gerade wenn es uns nicht gut geht, möchten wir uns doch am allerliebsten einfach verstecken, oder!? Und abwarten.

Ich für meinen Teil habe das ziemlich lange praktiziert. Diese ganze Abwarterei hatte ich ziemlich gut drauf. Ein bisschen zu gut. Denn wenn man dabei steckenbleibt, weiß man irgendwann nicht mehr, wo man eigentlich mal hergekommen ist und warum und auf was man da eigentlich gerade wartet. Und zu genau so einem Zeitpunkt, hat mir endlich mal jemand einen echten Ratschlag gegeben: "Dann mach was!"

Klingt ziemlich simpel, aber da muss man erstmal drauf kommen. Und dann muss man ja auch noch wissen, was man eigentlich machen will, soll oder kann. Alles gar nicht so einfach. Und da kommt dann wieder das Nachdenken vor dem Tun ins Spiel. Mit dem großen Unterschied, dass am Ende des Nachdenkens kein weiteres Abwarten, sondern endlich eine Tat steht.

Und dabei ist es völlig egal, ob man sofort das richtige tut oder sich dabei vielleicht noch mal irrt. Irrtum macht klug. Ja, das mag ein bisschen altbacken klingen, aber im Grunde wächst man an seinen Fehlern doch ein ganzes Stück mehr, als es im Wartezimmer der Zeit je möglich wäre.

Warum ich das jetzt eigentlich alles schreibe, mögen sich einige fragen. Gute Frage – vielleicht, weil ich mich gerade in einer solchen Situation befinde und so unendlich froh und erleichtert darüber bin, meine Trägheit abgelegt zu haben. Und vielleicht auch, weil ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin. Mir macht es immer Mut, wenn ich nicht das Gefühl habe, mit etwas alleine dazustehen. Wenn ich die Gewissheit habe, dass ich nicht völlig bescheuert bin und im Grunde so viel mehr Menschen ebenfalls über diese Dinge nachdenken, als es den Anschein macht. Und vielleicht hat sich ja irgendwer diesen ganzen Schmodder bis zum Ende durchgelesen, ertappt sich gerade dabei zu nicken, macht gleich dieses Internet einfach mal aus und geht da raus und macht was. Das fände ich ganz wunderbar!


1 Kommentar:

Post durchgelesen und was zu sagen? Prima! Dann immer her damit!